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Harfenspielerin im Dom / Titelbild

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TAGUNG
Die Passion spielen?

in Kooperation mit der Stadt Worms

15. bis 17. Februar 2013
Erbacher Hof – Akademie des Bistums Mainz (Mainz)

Das Wormser Passionsspiel in der Diskussion
„Die antisemitische Interpretation verkennt die wahre Absicht der Evangelien. Der Hass der Massen gegen Ausnahmefiguren wie sie Jesus und sämtliche Propheten darstellen, erklärt sich offensichtlich aus der Mimetik und nicht aus der ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Die Evangelien geben zu verstehen, in jeder Gemeinschaft und nicht nur bei den Juden allein gebe es einen mimetischen Ablehnungsprozess, dessen bevorzugte Opfer die Propheten sind.“

René Girard, Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz (S. 43)

WEITERE INFORMATIONEN
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Anfahrtsplan Erbacher Hof, Mainz Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8-10, 55116 Mainz

Das Wormser Passionsspiel
Das Wormser Passionsspiel aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört zu den frühen Texten der deutschen Theatergeschichte. Es wurde von Laien am Wormser Dom aufgeführt. Der Germanist Prof. Dr. Klaus Wolf (Universität Augsburg) hat das in der St. Galler Klosterbibliothek aufbewahrte „mittelrheinische Passionsspiel“ in Worms lokalisieren können. In einer politisch ungeordneten Zeit sahen offenbar sowohl die Kirche als auch die Stadtbürger die Notwendigkeit, grundsätzliche Fragen christlicher Religion in deutscher Sprache einem breiten Publikum zu vermitteln. Der neutestamentlichen Erzählung wurden mit dem Kirchenlehrer Augustinus und einem Jesus besonders feindlich gesinnten namens Rufus neue Figuren hinzugefügt. Ein Neubearbeiten der Überlieferung hat aber nicht nur im Mittelalter stattgefunden, sondern bereits in der Antike und zwar immer wieder. Das gibt Anlass, die historischen Schichten mit Blick auf eine Neuinszenierung aus heutiger Sicht zu kommentieren und den Text gleichzeitig für ein heutiges Verständnis zu öffnen. Der von Prof. Wolf sprachlich und von Volker Gallé dramaturgisch bearbeitete Text wird auf der Tagung zur Diskussion gestellt. Die Bearbeitung stellt den Bezug zur jüdischen Überlieferung her und konfrontiert die antijüdische Fehlinterpretation des christlichen Mittelalters mit dem unter anderem bei Raschi mit Blick auf die Kreuzzugspogrome zu findenden Selbstverständnis des Volkes Israel als „Gottesknecht“. Aber sie sucht auch in der gedanklichen Orientierung am Religionsphilosophen René Girard herauszuarbeiten, wie sich in allen Gesellschaften immer wieder das vorhandene Gewaltpotenzial ansammelt und im Mord an unschuldigen Opfern entlädt: Die Passion stellt den Wiederholungszwang dieses satanischen Kalküls in Frage.

Die Passion spielen?
Die Tagung vom 15. bis 17. Februar folgt einem interdisziplinären Ansatz. Experten der Religionsund Bibelwissenschaften sowie der Theologie und Mediävistik setzen sich mit der christlichen Passion, ihren mittelalterlichen und heutigen Deutungen sowie ihren Möglichkeiten als Spiel auseinander. Die Referenten werden das Wormser Passionsspiel zunächst literaturgeschichtlich einordnen und die Situation der Juden im 14. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum und auch in Worms darstellen. Zudem wird die Bedeutung religiöser Opfererzählungen in der jüdischen und christlichen Überlieferung thematisiert. Dabei stellt sich auch die Frage, was Kunst zur Vermittlung religiöser Inhalte leisten kann. Zu den Tagungsreferenten gehören neben Prof. Dr. Klaus Wolf und anderen Mediävisten (Prof. Dr. Rolf Bergmann, Prof. Dr. Martin Kaufhold, Prof. Dr. Elke Ukena-Best, Prof. Dr. Werner Williams- Krapp) auch Judaisten (Prof. Dr. Michael Brocke, Prof. Dr. Daniel Krochmalnik, Fritz Backhaus, PD Dr. Martha Keil) sowie Theologen (Prof. Dr. Rainer Kampling, Prof. Dr. Willibald Sandler), Religionswissenschaftler (Prof. Dr. Christian Auffarth) sowie Otto Huber, Dramaturg der Oberammergauer Passionsspiele. Interessierte sind herzlich zur Teilnahme an der Tagung eingeladen!

Johannes der Täufer im Wormser Passionsspiel
„Ich bin Johannes genannt und tun all der Welt bekannt, dass Gottes Reich uns nahet. | Das rate ich, dass ihr nun gahet und bessert euer Leben, wollet ihr zu Gotte streben. | Ihr sollt euch taufen lasse. So bereitet ihr die Straße, dass zu euch der heilge Christ will selber gehen in kurzer Frist... | Sehet ihn mit Augen an, von dem ich euch gesprochen han. | Er ist das Gottes Lamm fürwahr, dass dieser Welte zwar und allen unsern Schaden hat gar aufgeladen.“

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